Christian ließ 1372 die Kirche München-Thalkirchen erbauten, pfändete 1382 die Herrschaft Burgrain und erbaute die St. Nikolaus-Kapelle auf der Hohenburg. Unter ihm soll auch die Kirche St. Christoph errichtet worden sein. Er fiel im Türkenkrieg 1396 auf dem Balkan. Sein Bruder Willhelm, genannt, "der Freudige", war einer der besten Turnierkämpfer seiner Zeit. Er diente bei König Wenzel, war Reichslandvogt von Schwaben und Reichskämmerer. Er galt als einer der reichsten und mächtigsten Adeligen in Bayern und zog sich mit seiner expansiven Politik die Gegnerschaft der bayrischen Herzöge zu, die in der folgenden Zeit immer mehr zum Ausdruck kam. Als er 1412 starb, übernahm Georg III. von Fraunberg zum Hag die Grafschaft.


Willhelm und Christian von Fraunberg
Grafen von Haag, überschreiten mit ihrem Heer die Isar bei Thalkirchen 1372

Georg errichtete das Kloster Ramsau, machte reiche Stiftungen an das Kloster Gars und die Pfarrei Wang, ebenso an andere Kirchen im Haager Land. 1406 wurde eine Schule in Kirchdorf installiert und die Krypta von Kirchdorf zur Erbbegräbnisstätte der Haager Grafen bestimmt. Trotzdem war Georg kein Heiliger. Er führte Kriege gegen Ober- und Niederbayern, die aber abgesehen von spektakulären Einzelerfolgen nichts einbrachten. 1421 stürmte er mit seinem Haager Haufen die Burg Giebing, eroberten den stark befestigten Markt Dorfen, um dann Erding einzukreisen. Sein Vetter Georg II. von Haag stürmte 1422 die Burg Rathsmannsdorf in Niederbayern. Georg III., der 1435 die uneinnehmbare Festung Stein an der Traun im Handstrich nahm, starb 1436 und liegt in Gars begraben (grabplatte). Seine Nachfolger waren Georg IV. und Hans VI. In ihrer Amtszeit (1436-1476) begann in der Grafschaft eine Kirchenbaulust; überall wurde geplant, erneuert und vergrössert. Über den Mauern alter romanischer Kirchen entstanden neue gotische Bauwerke, so St.Wolfgang, Lappach, Hochhaus, Limberg, Reit und Kirchdorf. Dem massiver werdenden politischen Druck von Bayern konnten sie sich nur schwer erwehren. Die außerhaagischen Besitzungen wurden aufgegeben, verkauft, vererbt.


Freiherr Georg Fraunberg von Hag
Portrait nach seinem Denkmal in Gars am Inn mit langen Haaren und Plattenrüstung,
das Haager Wappen im Stile der Gotik


Der Kampf um Rathsmanndorf 1422
Das Bild als Kampfgetümmel zeigt sechs gepanzerte Reiter zu Pferde, im Vordergrund drei Reiter,
davon zwei aus dem Geschlecht der Häring,die von Georg II von Fraunberg-Haag attakiert werden.
Im Hintergrund die Burg Rathsmanndorf, die von weiteren drei haagischen Reitern angegriffen werden.


Grabplatte Georg III in Gars

Um die bayrische Bedrohung abzublocken, ließen die Ritter von Haag ihre bis dahin freieigene Grafschaft vom Kaiser zum Reichslehen erklären. 1465 wurden sie zu Reichsfreiherrn ernannt und erhielten die Reichsstandschaft. Trotzdem kam es 1469 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in Bayern. Unter dem Druck niederbayrischer Truppen mußten 1470 die Haager Freiherrn den Herzögen ein Öffnungsrecht gestatten, das bis 1476 bestand, obwohl es nicht angewandt wurde. 1476 erbte Sigmund von Fraunberg zum Hag die Grafschaft und ordnete die Verhältnisse. Er ließ sich vom Kaiser die alte Reichsunmittelbarkeit bestätigen, baute die Haager Burg zu einem Bollwerk aus (1481) und kämpfte mit wechselndem Erfolg gegen Oberbayern. Im Landshuter Erbfolgekrieg wurde die Grafschaft 1504 von Bayrischen Truppen besetzt und geplündert, mußte aber nach 21 Tagen auf kaiserlichen Befehl wieder geräumt werden, denn die Grafschaft hatte sich inzwischen "neutral" erklärt. Sigmund erreichte danach wieder die volle Unabhängigkeit von Bayern und wurde zum Reichskammerrichter ernannt.


Kaiser Maximilian empfängt Graf Sigmund von Haag
Während des Landshuter Erbfolgekrieges 1504 eilte Graf Sigmund zum Kaiser,
mit dem er die Neutralität der Grafschaft Haag vereinbarte.

Schon 1509 wurden Haager in dern erblichen Reichsgrafenstand erhoben und erhielten das Münzrecht. Der Enkel des Grafen Sigmund Ladislaus (1505-1566) begann um 1545 Haager Silbermünzen zu prägen, die mit ihren Renaissance-Bildern zu den wertvollsten Sammlermünzen der Welt zählen. Graf Ladislaus ließ auch der Reformation in der Grafschaft freien Lauf, weshalb nach kurzer Zeit die gesamte Bevölkerung der Grafschaft evangelisch wurde, mit Ausnahme der Pfarrei Albaching. Als Ladislaus 1566 kinderlos starb, fiel die Grafschaft als Reichslehen an das Reich und wurde neu verliehen an die Wittelsbacher, die nach und nach bayrische Gesetze einführten. Aus diesen und anderen Gründen kam es 1596 zum Haager Bauernaufstand gegen den herzog, an dem sich (alle) 1500 Bauern beteiligten. Die Aufruhr wurde vom Herzog jedoch im Keim erstickt und brutal niedergeschlagen.

Die bayrischen Herzöge führten die neue Erwerbung weiterhin als "Freie, unseren Kurlanden nicht eingegliederte Reichsgrafschaft Haag" bis 1804. Danach Integrierung in das Königreich Bayern.

1813 wurde in Haag die erste Bürgermeister- und Ratswahl vorgenommen. Der Markt zählte 1815 rund 1080 Einwohner. 1831 wütete ein großer Brand in Haag, dem 24 Häuser zum Opfer fielen. 1849 kam es erneut zu einem großen Brand in Haag, bei dem 60 Häuser niederbrannten, darunter die Pfarrkirche. Dies veranlaßte die Haager, eine Mannschaft zur Brandbekämfung heranzubilden, die bereits 1865 beim Kirchenbrand in Winden im Einsatz war. 1867 erhielt diese Mannschaft eine Fahne und steht damit bis heute als Freiwillige Feuerwehr im Einsatz für die Bürger von Haag.

Nachdruck mit Verfasserangabe gestattet. © by Rudolf Münch 1992